imdb-Info
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"Ein
beachtenswerter Film, aber ihn sich ein zweites Mal anzuschauen dürfte
schon den Tatbestand des Masochismus erfüllen." Jeff Shannon
Inhalt
(Pressetext)
Eine Schar von Verlierern: Harry ist ein kleiner Dealer in Brooklyn, immer
auf der Suche nach dem nächsten Schuß und voller Hoffnung auf
das große Geld. Er und sein Freund Tyrone strecken Heroin und sind
auf dem Weg nach Florida, um es dort an den Mann zu bringen. Harrys Freundin
Marion bleibt in New York. Sie ist schön, aus gutem Haus - und ebenfalls
hoffnunglos süchtig. Mit dem Dealer Big Tim tauscht sie Sex gegen
Dope. Harrys Mutter hingegen scheint einen Treffer gelandet zu haben:
Sie ist als Kandidatin für ihre Lieblings-TV-Show eingeladen. Bis
zu ihrem Auftritt möchte sie mit Hilfe von Appetitzüglern abnehmen.
Doch durch ihren Pillenkonsum verliert sie völlig den Kontakt zur
Realität...
Rezension
(von stb)
Man könnte den Inhalt von Darren Aronofskys Drama "Requiem for
a Dream" in drei Worten zusammenfassen: Sucht. Träumerei. Absturz.
Diese Formel, vermutlich die adäquate Beschreibung von Drogenabhängigkeit
schlechthin, exerziert der Film am Beispiel von vier Menschen durch, indem
er ihrem von Selbsttäuschungen und Realitätsverlust geprägten
Abstieg aus scheinbar gesicherten Verhältnissen in eine Hölle
folgt, in der sich schließlich alle Träume so nachhaltig auflösen,
dass nicht einmal mehr der nächste Drogentrip sie zurückbringen
kann. Zentrale Figur der Handlung ist die von Ellen Burstyn herausragend
gespielte Sarah Goldfarb, eine ältere jüdische Witwe, die durch
die Aussicht auf einen Fernsehauftritt aus der Bahn geworfen wird. Um
abzunehmen lässt sie sich von einem zwielichtigen Arzt (der Film
stellt dem amerikanischen Gesundheitswesen generell kein gutes Zeugnis
aus) appetithemmende Pillen verschreiben und verfällt auf diese Weise
ohne es zu merken erst der Sucht und dann dem Wahnsinn. Im Gegensatz dazu
bleiben bei den drei anderen Hauptcharakteren die Ursachen ihrer Abhängigkeit
weitgehend im Dunkeln. Sarahs Sohn Harry, seine Freundin Marion und sein
Freund Tyrone sind bereits hoffnungslos süchtig, als der Film beginnt,
und es lässt sich höchstens erahnen, dass die Gründe dafür
in den familiären Verhältnissen, im sozialen Milieu, in Langeweile
und vielleicht in einer Kombination von alldem gelegen haben könnten.
Letztendlich, auch das ist eine Botschaft von "Requiem for a Dream",
spielt das auch keine Rolle, denn ganz egal, wie die Sucht begonnen haben
mag, sie führt nur auf einen Pfad. Nicht der Ursache, sondern der
Wirkung gilt Aronofskys eigentliches Interesse. Sarahs Schicksal illustriert
nur, wie leicht, wie alltäglich man die Kontrolle verlieren kann.
Deshalb ist der Film keine Milieustudie, wie es bei dieser Thematik sonst
so beliebt ist, und er konzentriert sich voll und ganz auf seine vier
Hauptfiguren. Andere Personen tauchen nur am Rande und dann oft schemenhaft
auf, fast immer mit demselben Hintergrund: Sie stehen irgendwie in Verbindung
mit der Beschaffung von Stoff. Es gibt keine anderen Angehörigen,
keine Freunde, niemanden, der helfen kann oder will. Auf diese Weise illustriert
Aronofsky die zunehmende Isolation der Abhängigen, deren Leben nur
noch durch die Sucht bestimmt und am Ende auch von ihr zerstört wird.
Der hochartifizielle Inszenierungsstil, der sämtliche filmischen
Mittel, Zeitrafferaufnahmen, schwebende und taumelnde Kamerafahrten, Splitscreen,
extreme Detailaufnahmen und rasende Schnittfolgen, einsetzt, um Drogenerfahrung
und Selbstzerstörung zu bebildern, ist anfangs gewöhnungsbedürftig,
wie auch der Film überhaupt in der ersten Phase, die Aronofsky mit
"Summer" überschreibt, noch ein wenig auf der Stelle zu
treten scheint. Mit fortschreitender Handlung aber entfaltet "Requiem
for a Dream" eine sogartige Wirkung, der man sich kaum entziehen
kann, wenn im zweiten Teil - mehrdeutig "Fall" betitelt - der
unaufhaltsame Absturz der Süchtigen beginnt, und zum Schluss ("Winter")
überrollt einen der Film mit der Wucht eines ungebremsten Güterzuges.
So spiegelt auch das Erlebnis des Zuschauers den Weg der Figuren wieder.
Beiden gönnt Aronofsky am Ende keine Erlösung - weder durch
den Tod als konsequentes Ergebnis der Selbstzerstörung noch durch
eine hoffnungsvolle Wende, eine Umkehr im letzten Moment. Der Film endet,
wenn sich seine Protagonisten auf dem Tiefpunkt ihrer Existenz befinden,
er lässt offen was danach kommen mag: Ob Harry nach dem Verlust seines
Arms vielleicht tatsächlich den Absprung schaffen könnte, wie
lange Marion ihre Sucht, für die sie sich inzwischen bereitwillig
prostituiert, noch überleben wird, wie lange Sarah noch in der Psychatrie
dahindämmern muss...
"Requiem for a Dream" ist definitiv kein Film, den anzuschauen
Spaß macht. Eher im Gegenteil. Aber das macht ihn nicht im geringsten
weniger sehenswert. Außergewöhnlich, beklemmend und stellenweise
schlichtweg brillant.
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