imdb-Info
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"In
its quiet, intelligent, understated way, this film loves teenagers; most
teen movies just use them."
Roger Ebert, Chicago Sun-Times
"Fucking
Åmål hasn't the polish of its hipper American counterparts;
it has something far more important, and that's a heart."
Anthony Quinn, Independent
Inhalt
(von stb)
Åmål - eine verschlafene Kleinstadt in Schweden. Nie passiert
etwas wirklich aufregendes, und Trends kommen hier erst an, wenn sie schon
längst keine mehr sind. Ein Albtraum für die heranwachsende
Jugend, die zu alt für den Spielplatz aber zu jung für den rettenden
Führerschein ist. Kein Wunder, dass die lebenshungrige Elin (Alexandra
Dahlström) entsetzlich gelangweilt ist. Von ihrer Umgebung als cool
respektiert und als Schlampe verschrieen, träumt die blonde Schulschönheit
von einem Leben als Model oder berühmte Schauspielerin. Ganz anders
sehen die Sehnsüchte von Agnes (Rebecka Liljeberg) aus. Das stille
Mädchen hat nach fast zwei Jahren noch immer keine Freunde in der
neuen Stadt, fühlt sich von seinen Eltern missverstanden und ist
hoffnungslos in die unerreichbare Elin verliebt. Aber Agnes' ungewollte
Geburtstagparty und eine dummer Scherz verändern das Leben beider
Mädchen...
Weitere
Infos (von stb)
Mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm
gelang Regisseur und Drehbuchautor Lukas Moodysson 1998 in seiner Heimat
Schweden ein kleines Wunder: Fucking Åmål versenkte James
Camerons Titanic an den Kinokassen und wurde zum erfolgreichsten schwedischen
Film aller Zeiten. Das Teenager-Drama gewann zahlreiche Preise auf internationalen
Festivals (u.a. auf der Berlinale) und wurde von Publikum und Kritik auf
der ganzen Welt gefeiert - für seine präzise und gefühlvolle
Charakterzeichnung, seine Ehrlichkeit, seine Ernsthaftigkeit, seinen Humor
und die Fähigkeit, Menschen jeglichen Alters in seinen Bann zu ziehen.
Rezension
(von stb)
Bei Filmen über Jugendliche, bei der amerikanischen Highschool-Komödie
genauso wie bei ihrem europäischen Pendant (das sie allzu oft nur
nachahmt), gibt es nur selten Überraschungen. In aller Regel folgen
sie mit bestenfalls marginalen Variationen entweder Schema A oder Schema
B.
Schema A: Der umschwärmte Junge entdeckt durch irgendwelche widrigen
Umstände notgedrungen das Schulmauerblümchen, das durch eine
unvorteilhafte Frisur (Dutt) und eine dicke Brille als hässlich gekennzeichnet
ist, und verwandelt es vom hässlichen Entlein in einen schönen
Schwan, indem er ihr die Brille abnimmt und sie überzeugt, ihr Haar
offen zu tragen. Zum Schluss tanzen beide zusammen auf dem Abschlussball
und leben glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage. Natürlich
funktioniert die Geschichte im Prinzip auch mit vertauschten Geschlechterrollen,
dann ist es aber eher der Schulrebell in den zerschlissenen Klamotten,
der sich plötzlich von einer anderen Seite zeigen darf. Paradebeispiel:
Eine wie Keine.
Schema B: Die Pubertät als Grundlage für jede Menge oft geschmacklose
und selten wirklich lustige Witze über die hormonell bedingten Irrungen
nach Sex gierender zumeist männlicher Protagonisten, wobei Körperflüssigkeiten
üblicherweise zumindest eine Art heimliche Hauptrolle beanspruchen.
Paradebeispiel: American Pie.
Abweichungen von diesem Prinzip, gar eine ernsthafte Auseinandersetzung
mit den Problemen des Erwachsenwerdens, findet man leider nur allzu selten.
Was also soll sich schon hinter dem schwedischen Film eines weitgehend
unbekannten Regisseurs verbergen, den der deutsche Verleih als "die
Antwort auf American Pie" anpreist? Im Fall von Fucking Åmål
nicht das, was der Werbespruch einem Glauben machen soll, obwohl er in
der Tat kaum treffender hätte gewählt werden können. Denn
Lukas Moodysson hat mit seinem einfühlsamen Drama tatsächlich
eine Art Antwort auf das triste Einerlei des Teenager-Films gegeben. Er
hat einen Gegenentwurf konzipiert, der Jugendliche nicht nur als Material
für einen Schmachtfetzen oder billige Witze auf ihre Kosten betrachtet,
sondern sie als Personen ernst nimmt, über die es etwas zu erzählen
gibt. Das macht der Film so selbstverständlich und kommt dabei so
unspektakulär daher, dass es einem gar nicht auffallen würde
- wäre man nicht gänzlich anderes gewohnt. Umso augenscheinlicher
ist der Unterschied zwischen diesem kleinen Juwel und der Konkurrenz,
da die Handlung durchaus vergleichbar ist: Agnes ist die unbeliebte Außenseiterin,
die sich in das hübsche, vielbegehrte Mädchen verliebt. Es gibt
einen Nebenbuhler, Demütigungen und wilde Partys mit entsprechendem
Alkoholkonsum. Und am Ende finden Agnes und Elin trotz aller Widerstände
und Zweifel zueinander. Daraus ließe sich - würde man aus einem
der beiden Mädchen einen Jungen machen - auch eine harmlose Geschichte
nach Schema A machen. Aber Agnes trägt weder Dutt noch eine dicke
Brille, ihre Andersartigkeit ist komplexer. Und Elins kurzzeitiger Freund
Johan ist kein schleimiger Fiesling, sondern eigentlich ein netter, wenn
auch etwas dummer Junge, mit dem man Mitleid haben muss. Fucking Åmål
zeigt keine Klischeefiguren, sondern echte Charaktere, deren Gefühle,
Ängste und Hoffnungen so präzise beobachtet und so behutsam
dargestellt werden, dass der Film eine in manchen Szenen schon fast schmerzhafte
Authentizität erreicht. Wer sich hier nicht in seine eigene Jugend
zurückversetzt fühlt, kann eigentlich nicht von dieser Welt
sein.
Die realistische Wirkung des Films verdankt sich auch dem dokumentarisch
anmutenden Inszenierungsstil, der durch schnelle Zooms, Kameraschwenks
und ein oft grobkörniges Bild gekennzeichnet ist, der ansatzweise
an Dogma erinnert, jedoch nichts von dem sinnentlehrten Manierismus eines
Lars von Trier erkennen lässt. Tatsächlich arbeitet Moodysson
völlig "undogmatisch" und scheut sich auch nicht, ganz
genretypisch Rock- und Popsongs einzusetzen. Unvergesslich, wie die beiden
Mädchen sich zum ersten Mal richtig küssen und dazu Foreigners
"I wanna know what love is" anschwillt.
Zu keinem Zeitpunkt verrät Moodysson seine Charaktere für ein
paar billige Lacher. Er zeigt ihre Stärken genauso ehrlich wie ihre
Schwächen, lässt auch seine Sympathieträger schmerzhafte
Fehler und Grausamkeiten gegenüber sich selbst und anderen begehen.
Nicht zuletzt wird auch das schwierige Verhältnis zwischen Eltern
und heranwachsenden Kindern am Beispiel von Agnes' Familie vorurteilsfrei
und realistisch dargestellt. Den Erwachsenen mangelt es nicht an gutem
Willen, nur an der Einsicht, dass ihre Perspektive auf die Probleme ihrer
Kinder zu verschieden von deren eigener ist, um ihnen in allen Situationen
gute Ratschläge geben zu können. In einer ergreifenden Szene
versucht Agnes' Vater sie mit der Erkenntnis zu trösten, dass sich
alles ändert - so wie auch er bei seinem 25jährigen Klassentreffen
"derjenige war, der es zu etwas gebracht hatte". Agnes starrt
nur traurig vor sich hin und erwidert: "Woher soll ich wissen was
in 25 Jahren ist? Ich will lieber jetzt glücklich sein."
Am Ende findet Agnes ihr Glück, wenn Elin sich schließlich
dazu durchringt, zu ihren Gefühlen zu stehen, und die beiden ihr
mit einem Augenzwinkern als wortwörtliche Umsetzung inszeniertes
Coming-out erleben. Ein Happy End, dass umso schöner ist, weil es
eine wirklich glaubhafte Geschichte hoffnungsfroh beschließt. Und
niemand musste dafür seine Brille abnehmen.
Das wunderbare Drehbuch, das perfekt die Balance zwischen lustigen und
traurigen Momenten findet, und das exzellente Spiel der Darsteller, allen
voran Rebecka Liljeberg und Alexandra Dahlström, deren Ausdrucksstärke
und Präsenz viele ältere Kolleginnen vor Neid erblassen lassen
muss, machen Fucking Åmål zu einem wunderbaren und bewegenden
Filmerlebnis, wie man es nicht allzu oft genießen darf - nicht nur
in diesem Genre.
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